Die Plakate wurden von der Polizei entfernt und zerrissen.

Foto: marika schmiedt

Linz - Mit einer Protest-Emailflut aus nationalistischen ungarischen Kreisen sieht sich derzeit das Linzer Rathaus konfrontiert. Die Absender - laut einem Sprecher Bürgermeister Franz Dobuschs (SPÖ) hunderte - ereifern sich gegen die kommenden Montag im dortigen Foyer geplante Eröffnung der Ausstellung "Die Gedanken sind frei. Angst ist Alltag für Roma in Europa" der Wiener Künstlerin Marika Schmiedt.

Das Gezeigte sei "ungarnfeindlich", ja "rassistisch", behaupten die Protestierenden. Unter ihnen befindet sich auch der ungarische Botschafter in Österreich, Vince Szalay-Bobrovniczky. Neben den Linzer Bürgermeister hat er unter anderem Bundespräsident Heinz Fischer brieflich aufgefordert, die Plakatschau zu verhindern.

Diese weist unter anderem auf Parallelitäten zwischen dem nationalsozialistischen und dem heutigem Hass auf Roma hin. Schon vergangenen November war sie in Linz zu sehen, auf einem Baustellenzaun. Doch nach Beschwerden Ungarnnationaler wurden die Plakate von der Polizei entfernt und zerrissen.

"Kunst muss provokativ sein"

Der Kunstvernichtung folgte eine parlamentarische Anfrage der Grünen samt Antwort aus dem Innenministerium. Die Linzer Polizei entschuldigte sich bei Schmiedt informell. "Doch im Sinne der Freiheit politischer Kunst, die provokativ sein muss, wollen wir die Schau nochmals zeigen", erläutert ein Sprecher des diesbezüglichen Initiators, des sozialdemokratischen EU-Abgeordneten und Volkshilfe-Präsidenten Josef Weidenholzer.

In diesem Sinne werden man die Ausstellung auch wie vorgesehen eröffnen, bekräftigt man im Linzer Bürgermeisterbüro. Dem ungarischen Botschafter habe man schon vergangene Woche ein Antwortschreiben geschickt: "Kritik und Zuspitzung" sei "in einer Demokratie ein zulässiges Mittel. Daher stehen wir hinter der Künstlerin, die im Rathaus ein öffentliches Forum erhält", heißt es darin. (Irene Brickner, DER STANDARD, 2.10.2013)